14 April 2020

Hagerty zu Besuch in der Wiener Traditions-Silberschmiede “Jarosinski & Vaugoin”

Tafelsilber & Kochkunst

Schöne Accessoires zu pflegen ist eine Sache, doch wie sie hergestellt werden eine ganz Andere. Wir von Hagerty sind nicht nur daran interessiert, euch die Pflege von Silberwaren, Schmuck und Wohn-Accoessoires näher zu bringen sondern euch auch immer wieder Einblicke hinter die Kulissen interessanter Unternehmen zu bringen.

Hagerty CEO Stéphane Lury war zu Besuch im traditionsreichen Familienunternehmen, der Silberschmiede Jarosinski & Vaugoin in Wien und durfte für uns ein paar Blicke hinter die Kulissen genießen und Herrn Mag. Jean-Paul Vaugoin ein paar Fragen zu seinem Unternehmen stellen.

Das Unternehmen Jarosinski & Vaugoin

Das Unternehmen wurde bereits im Jahr 1847 von Carl Vaugoin gegründet. Er spezialisierte sich auf schwere handgeschlagene Tafelbestecke und legte damit den Grundstein für das Unternehmen. Die Kriterien Qualität, Eleganz und Verwendbarkeit haben sich von Beginn an tief in die Firmenphilosophie eingeprägt und spiegeln sich heute noch in der Verarbeitung jedes einzelnen Stücks wieder. Das Bewusstsein, wertvolle und dauerhafte Objekte oberster Güte aus einem wundervollen Edelmetall herzustellen, wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Stets ging man jedoch auch mit der Zeit und verstand es meisterhaft, Tradition und Fortschritt zu vereinen.

Wusstet ihr, dass die älteste, noch in Verwendung befindliche Pressform im Jahr 1808 entstanden ist? Es handelt sich hier um ein Napoleonisches Besteck, das ursprünglich in Paris gefertigt wurde. Und da die Familie Vaugoin aus Frankreich nach Österreich kam, hat Jean-Paul Vaugoin eine spezielle historische Verbindung mit diesem besonderen Stück, so erzählte er uns.

Und so, ist es schwer zu sagen, welches Stück Jean-Paul Vaugoin am meisten am Herzen liegt, wenn in der Silberschmiede “Jarosinski & Vaugoin” über 200 verschiedene Besteckmuster – glatte, klassische Formen; barock verspielte Muster bis hin zu sehr modernen Designs von zeitgenössischen Künstlern produziert werden.

Aber wir wissen wie das ist, ein Lieblingsstück hat doch ein jeder Mensch und so auch Herr Vaugoin: Sein persönlich, liebstes Stück ist ein Replik des berühmten Salzfasses von Benvenuto Cellini, der „Saliera“ (1543). Die Schmiede fertigte dieses ursprünglich in den 1960er Jahren für Queen Elizabeth II. an und auch heute kann dieses Kleinod noch produziert werden.

Doch wusstet ihr eigentlich, warum wir überhaupt Besteck benutzen? Wir waren neugierig und haben bei Jean-Paul Vaugoin nachgefragt, denn wenn er es nicht weiß, wer soll es dann wissen?

Die Geschichte des Bestecks

Besteck in seiner heutigen Form ist eine relativ junge „Erfindung“.

Zuerst gab es Messer. Der Mensch benutzt das Messer, bzw. scharfe Klingen bereits seit der Altsteinzeit. Diese wurden zunächst aus Stein, Holz, Knochen oder anderen harten Materialien gefertigt.

In der Geschichte des Bestecks ist das Messer schon immer ein persönlicher Gegenstand, welcher für viele unterschiedliche Aufgaben eingesetzt wurde. Das Messer wurde gesellschaftsübergreifend getragen, also von Adeligen ebenso wie von einfachen Bauern.

Mit der aufsteigenden Metallverarbeitung wurde auch das Messer zunächst aus Bronze, dann Eisen und schließlich aus Stahl gefertigt. Die ersten Messer der Steinzeit, welche noch aus Stein geformt waren, konnten durch bestimmte Techniken und durch spezielle Materialien wie z.B. Feuersteine, ähnlich scharf dem heutigen Skalpell sein. Ab der Antike wurde das Messer immer mehr im täglichen Leben eingesetzt und wurde bereits in einer Scheide aus Leder getragen. Die Griffe der persönlichen Messer waren meist aus Holz oder Knochen.

Im Römischen Reich erschienen erstmals kleine Obstmesser mit Klingen aus Elfenbein oder Knochen auf dem Tisch. Während dieser Epoche wurde auch das Klappmesser entwickelt. Im Mittelalter dann wurde das Messer erstmals als „persönliches Essbesteck“ am Gürtel in einem passenden Etui getragen. Dieses bezeichnete man als Besteck. Erst ab dem 19. Jahrhundert ersetzte das Messer den Löffel als Esswerkzeug. Vorab diente es mehr dazu, größere Mahlzeiten zu zerlegen.

Während der Zeit im Mittelalter bis hin zur Renaissance wurden Speisen meist von einem Tranchiermeister in mundgerechte Portionen zerteilt – deshalb wurden hier häufig keine persönlichen Messer eingesetzt. Ab wann genau Messer erstmals in der Geschichte des Bestecks als Tischbesteck eingesetzt wurde, ist in der Wissenschaft nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise wurde dies bereits im 15. Jahrhundert so praktiziert.

Während Messer bereits sehr früh eingesetzt wurden, kamen Gabeln erst im späten 17. Jahrhundert regelmäßig zur Anwendung.

Gabeln dienten früher meist lediglich als Tranchiergabel, gegessen wurde meistens mit den Fingern. Im christlichen Raum wurden (3-zinkige) Gabeln sogar als „Werk des Teufels“ angesehen und daher kaum verwendet. Im Mittelalter fand die Gabel erste Verwendung: Sie wurde als Obstgabel verwendet, damit man sich beim Verspeisen von Obst nicht die Hände dreckig machte.

Der Löffel ist in der Geschichte des Bestecks der Älteste. Bereits in der Jungsteinzeit formten unsere Vorfahren Löffel aus Knochen oder Holz, teilweise sogar aus Ton. Die ursprüngliche Idee des Löffels ist die, eine schöpfende Hand nachzubilden und dadurch das Essen und Trinken zu erleichtern. Der Löffel besteht allgemein aus zwei Teilen, nämlich dem Stiel und der Laffe. Laffe kann dabei auch als Löffelschale bezeichnet werden, was den Namen leichter verständlich macht. Lange Zeit wurden Löffel in der Geschichte als Zerteilungswerkzeug, neben dem Messer, eingesetzt. Bis weit in die Neuzeit war der Löffel ein Luxusgegenstand, welcher beim Tod des Besitzers vererbt wurde, woher auch das Sprichwort „den Löffel abgeben“ herkommt.

Dass Besteck am Tisch, so wie wir es heute kennen, wurde erst im späten 19. Jahrhundert populär und setzte sich auch dann bei den unteren Schichten durch.

Do’s and Don’ts der Silberreinigung.

Bestimmt kennt jeder von euch ein paar Tipps, die er/sie von der Mama oder der Oma bezüglich der Reinigung von Silberbesteck gehört hat. Da wären z.B. das Polieren mit Salz und Aluminiumfolie oder das Reinen mit Zahnpasta - es gibt wirklich zahlreiche “Hausmittelchen”, die auch im Internet angepriesen werden.

Doch was sagt der Profi dazu: “Ich rate definitiv davon ab! Nicht nur, dass Endergebnis der Reinigung mit diesen Methoden unsicher ist, es ist insbesondere auch sehr mühsam. Theoretisch mag das Eine oder Andere tatsächlich funktionieren.

Nachdem aber die Silberpflegeprodukte von Hagerty sehr einfach anzuwenden sind, rate ich jedenfalls zu diesen, professionellen Reinigungsmitteln!”

Gewappnet mit diesem tollen Wissen, können wir uns nun wirklich auf das nächste Dinner mit dem passenden Besteck und Accessoires freuen.

Und wenn ihr nun Lust bekommen habt, einen Blick in die Silberschmiede “Jarosinski & Vaugoin” zu werfen und euch vielleicht das ein oder andere Stück zu erwerben, dann würde sich Jean-Paul Vaugoin und sein Team sehr über euren Besuch freuen.

Ihr findet sie unter http://www.vaugoin.com oder in der Zieglergasse 24, 1070 Wien.